Digitale Vortrags- und Fortbildungsveranstaltung für Lehrer*innen
und Interessierte / mit Prof. Dr. Eva-Maria Thüne, Univ. Bologna, Italien
11. August 2022
Onlineveranstaltung - 19.00 Uhr
„Was erzählen Menschen, die als Kinder oder Jugendliche fliehen mussten und in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre nach Großbritannien gekommen sind, über ihre Erfahrungen? Wie war der Abschied, wie die Ankunft? Und vor allem: Wie haben sie den Sprachwechsel, die neue Kultur erlebt?“ Diese Fragen interessierten die Linguistin Eva-Maria Thüne neben Fragen nach dem Erwerb von Englischkenntnissen, aber auch nach dem möglichen Bewahren der deutschen Sprache und der Einstellung dazu.
Durch persönliche Kontakte und mit Hilfe der „Association of Jewish Regugees (AJR)“ hatte Frau Thüne in den Jahren 2017 und 2018 die Gelegenheit, mehr als vierzig Menschen zu befragen, fast immer auf Deutsch. Zwei Drittel der Befragten waren mit dem Kindertransport gekommen, wenige von ihnen hatten das Glück, Elternteile wiederzusehen. Frau Thüne wird dieses bisher einzigartige Forschungsprojekt vorstellen, dessen wesentliche Aussagen Eingang gefunden haben in das „Lesebuch“ Gerettet .
Das Buch wird ergänzt durch eine eigene Homepage: https://gerettet2019.wordpress.com/stimmen/ Hier können u.a. Originaltöne aus den Interviews abgerufen werden. An diesem Abend wird auch Frau Judith Rhodes aus Leeds teilnehmen, deren Mutter durch die Kindertransporte gerettet wurde.
Die digitale Veranstaltung eignet sich in besonderer Weise als Fortbildung für Lehrer*innen, da Thema und Materialien sich insbesondere für die Arbeit in der Schule eignen. In kurzen Interviews äußern sich rückblickend jüdische Frauen und Männer über ihre Zeit vor, während und nach ihrer Teilnahme an Kindertransporten oder Auswanderungen. Sie kommen aus unterschiedlichen Ländern, unterschiedlichen gesellschaftlichen Familienverhältnissen und religiösen Prägungen. Die Sprache ist verhältnismäßig einfach, so dass Schüler*innen ab 14 Jahren sie gut lesen und den Inhalt nachvollziehen können.
Die Interviews sind in drei Kapitel aufgeteilt: Die Zeit vor den Transporten/der Auswanderung, die Zeit während des Transportes und Aufenthaltes in Großbritannien und die Zeit der Erinnerung daran. In den Kapiteln werden Aspekte wie „Familie“, Orte der Kindheit“, „Religion“, „Antisemitismus“, „Pflegefamilien“, „Schulerfahrungen in GB“, „Krieg“, „Trauma“ und „Identität“ eindrücklich von den Interviewten geschildert. Diese Stichworte legen über den historischen Hintergrund hinaus auch einen aktuellen nahe. (Weitere Informationen für den Unterricht in der 1.500seitigen Orientierungshilfe zur Holocaust Education: „Das geht auch mich an“, https://kinderlehrhaus.de, zum bezuschussten Preis von 25,00 € erhältlich: info@kinderlehrhaus.de)
Prof. Dr. Eva-Maria Thüne, Universität Bologna, Italien, Professorin für Deutsche Sprache und Sprachwissenschaft, Forschungsinteressen: Deutsch als Fremdsprache, Soziolinguistik, Gesprächsanalyse und Literatursprache.
Zugangslink zur digitalen Veranstaltung wird nach Anmeldung verschickt.
Anmeldung: gerda.koch-gcjz@t-online.de
Eine gemeinsame Veranstaltung der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Dortmund und im Kreis Recklinghausen.